Deutsches Gehörlosen-Nationalteam steht im WM-Halbfinale

 

Zum ersten Mal nimmt die deutsche Gehörlosen-Handball-Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft teil. Nach drei Siegen steht die Mannschaft am kommenden Freitag im Halbfinale und darf nach den Deaflympics erneut auf eine Medaille hoffen. Zuvor hoffen die Verantwortlichen des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (DGSV) auf den Zuschlag für die WM 2026 in Frankenthal.  

 

Es waren noch knapp 120 Sekunden zu spielen, da drehte sich Bundestrainer Alexander Zimpelmann (Freinsheim) auf der Bank um, in Richtung Zuschauertribüne und streckte die rechte Faust voraus. Soeben hat Kapitän Sven Lauckner (GSV Hamburg), mit zwischenzeitlich 64 Länderspielen der Oldie im Team nach einem Zuspiel von Felix Werling (GSC Frankenthal) zum 30:21 für die Deafboys in der letzten Vorrunden-Partie gegen die Türkei getroffen. Nach 60 Minuten siegte Deutschland 31:23 (13:9). Das Halbfinale war da längstens in trockenen Tüchern. Es war aber keinesfalls eine leichte Aufgabe. Die Mannschaft um Spielmacher Jörg Thomaschweski (GSV Hamburg) tat sich schwer, dabei setzten die Türken auch auf zeitweise auf die Manndeckung gegen den Norddeutschen. Erst nach der 25. Minute konnte sich Deutschland nach drei Zeitstrafen gegen die Türkei, die phasenweise unsportlich auftraten und sich selbst ins Abseits brachten, durch zwei Treffern des Lambsheimer Dominik Götz (GSC Frankenthal) sowie einem Siebenmeter von Sönke Petersen (GSV Hamburg) und Joshua Hild (GSC Frankenthal) noch vor dem Pausenpfiff mit 13:9 absetzen. In der zweiten Hälfte war die deutsche Mannschaft nicht mehr aufzuhalten. Co-Trainer Jan Willner (Deidesheim) gab im Angriffsspiel erneut dem erst 16 Jahre alten Vincent Uben (GSC Frankenthal) die Chance, die er wieder eiskalt nutzte. Im rechten Rückraum fand der Gegner vom Bosporus kaum ein Mittel, um das wurfgewaltige Nachwuchstalent zu bremsen. Fanden sie mal die Lücke, dann scheiterten sie auch immer wieder an dem überragenden Torhüter Silas Schumacher, der mit über ein Dutzend Paraden, erneut als sicherer Rückhalt erwies. Eine gute Entscheidung von Torwarttrainer Sven Labitzke, der diesmal Schumacher den Vorzug vor Moritz Klein und Gero Gertenbach gab, die diesmal zu Kurzeinsätzen kamen.  Uben und Schumacher, die erstmals im deutschen Team stehen, gelten jetzt schon als die Entdeckung der WM. Und mit dem erst 17 Jahre alten Lukas Kaut (GSC Frankenthal) auf dem linken Flügel steht die nächste Generation im deutschen Team bereit. Aber darüber macht man sich noch keine Gedanken. Es zählt die Gegenwart. „Es war wie erwartet das emotionale Spiel. Leider haben wir uns in der Anfangsphase angepasst und waren nicht so konzentriert, wie wir uns das vorgenommen hatten“, meinte Bundestrainer Zimpelmann. „Wichtig war uns, dass wir noch vor der Pause wichtige Tore erzielt haben und uns absetzen konnten“. Trotzdem ist noch Luft nach oben.

„Unsere Abschlüsse müssen einfach noch besser werden. Wir konnten uns zwar von Spiel zu Spiel steigern, aber wir sollten über 60 Minuten fokussiert bleiben, das war heute nicht immer so“, meinte Felix Werling (GSC Frankenthal) auch zu der hohen Fehlerquote. Der Pfälzer aus Wörth, einer der Oldie im Team hofft, dass die kommenden vier Tagen bis zum Halbfinale „die Mannschaft die Köpfe frei bekommt“ und mit frischem Schwung mit einem Sieg im Halbfinale das Endspiel erreichen wird. Dass dies möglich ist, daran glaubt Torhüter Silas Schumacher. „In der Abwehr standen wir heute deutlich besser als zuletzt, wir kommen immer besser ins Spiel und wir haben eine sehr gute Stimmung im Team. Und wir haben bewiesen, dass wir sowohl Serbien als auch die Türkei, gegen die wir im Halbfinale treffen werden, schlagen können“, meinte der 22-jährige. „Es wird sicherlich keine einfache Aufgabe, aber wir haben uns diese Chance erarbeitet und diese wollen wir auch nutzen“, meinte Linkshänder Joshua Hild (GSC Frankenthal). Mit sieben Toren war der Rechtsaußen der erfolgreichste Torschütze und wurde auch als „Player of the Match“ ausgezeichnet. „Ohne das Team wäre diese Auszeichnung nicht möglich gewesen. Ich bin so stolz mit diesem Team spielen zu dürfen, aber unser Weg ist noch nicht zu Ende“. Da war die Freude nach dem Abpfiff groß, wo die Mannschaft in den Fredriksberghallen in der dänischen Metropole sich lange bei ihren Fans für die Unterstützung bedankte. Dabei waren zahlreiche Anhänger, wie auch Tayyib Topal, der Jugendleiter des GSC und einige weitere Fans aus der Pfalz angereist. Selbst Toni Eberhardt, der für die WM nicht nominiert wurde, reiste aus München an und fieberte ebenso seinen Kameraden mit. Am gestrigen Montag stand der Ruhetag an, den die Mannschaft zu einer Bootstour nutzte, ehe am heutigen Dienstag dann wieder die Vorbereitung auf das Halbfinale am kommenden Freitag ansteht. Am Donnerstagabend will der Weltverband den Austragungsort für die WM 2026 bekanntgeben. Dabei hoffen die Verantwortlichen des DGSV und auch des örtlichen Ausrichters GSC Frankenthal auf den Zuschlag. Schon seit Beginn der WM wirbt Daniel Haffke, der umtriebige Vorsitzende des GSC für die WM in der Vorderpfalz.

 

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